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Matthias-Wuttig

Liebe Zuchtfreunde, Gäste und Interessierte,

ich begrüße Sie herzlichst und freue mich, Ihnen auf den folgenden Seiten mein Hobby vorzustellen.

Sie möchten Erfahrungen austauschen oder beschäftigen sich mit den ersten Gedanken zur Haltung und Zucht von Ziervögeln? Dann sind Sie hier genau richtig.

Gehen wir gemeinsam auf eine Entdeckungsreise.

Wie alles begann

Im Alter von ca. 5 Jahren lernte ich meinen Zuchtfreund Siegfried Schulze kennen. Die hilfreichen Tipps, vom täglichen Füttern, der Pflege der kleinen Piepmätze, bis hin zu ersten Zuchterfolgen festigten meinen Entschluss, mich intensiver der Vererbungslehre widmen zu wollen. Sowohl allgemeine, insbesondere spezifische Merkmale für die Zucht zu kennen und praktisch anzuwenden.

Ich erinnere mich noch genau an den Moment, an dem ich meine ersten Wellensittiche bei Herrn Siegfried Schulze abholte. Alles klappte, so wie von mir gewünscht ... Was für eine Freude ...

Die gesammelten Erfahrungen in der Haltung von Neophemen (Grassittichen), Agaporniden (ugs. Unzertrennliche) und Wellensittichen legten letztendlich den Grundstein für den Bau meiner ersten Gartenvoliere.

Zuchtinteresse ... zielgerichtete Anwendung von Genetik und Vererbung

Mein momentanes Zuchtinteresse gilt dem Indischen Halsbandsittich (Psittacula krameri manillensis) - dessen Mutationen (Halsbandparkiet bleekstaart - Nederlands, Cleartail Indian Ringneck - English).

Bei der Halsbandsittichzucht favorisiere ich die Mutation des Weißkopf- Weißschwanzes (WKWS) und Gelbkopf- Gelbschwanzes (GKGS) - neue, einheitliche Bezeichnung für beide ist Bleichschwanz (BS).

Mutationen entstehen bei Veränderung mindestens eines Gens, welches bestimmend für ein spezifisches, in diesem hier zu betrachtenden Fall, visuell sichtbares Farbmerkmal ist.

Meine Erfahrungen in der Zucht mit Wellensittichen, insbesondere Rainbows, machen meiner Ansicht nach eine begriffliche Richtigstellung notwendig. Im Grunde genommen ist ein Rainbow- Wellensittich ein Gelbkopf- Hellflügel mit sichtbarer, opaliner Farbcharakteristika. Es sind die Farben hell- oder dunkelblau, violett, zimt und mauve möglich - Farben auch in Kombinationen, z.B. Hellblau Violett. De schillernden Regenbogenfarben sind kennzeichnend für Rainbow- Wellensittiche.

Das Gelbgesicht (GG) bzw. Gelbkopf ist als ein eigenständiger Farbschlag anzusehen - der Kopf ist nicht weiß sondern gelb - und gehört genetisch zur sog. Blaureihe und ist ein Erkennungsmerkmal des echten Rainbow- Wellensittichs.

Was ist Vogelzucht Wuttig wichtig ...

Begrifflichkeiten: Farbreihen, Farbvielfalt, Farbschattierungen, Grundfarbtypen, Farbnuancen, Pigmente, Gefiederfarbstoff

Durch die intensive Beschäftigung mit der Zucht von Farbvögeln bemerkte ich, dass relativ wenig aussagekräftiges Studienmaterial vorliegt aus diesem eine vollständige Schlüssigkeit hervorgeht. Selbst beim Lesen von Fachliteratur werden sich je nach Tiefe des Studiums Widersprüche ergeben.

Mein Ziel ist daher ein verständlicher Zugang der Vererbungsgrundlagen für Jedermann.

Meine Vermutung ist, dass es bereits neue Mutationen gibt von denen noch gar nicht berichtet wurde. Und genau das macht es zu einer Herausforderung und zugleich Notwendigkeit, Mutationen möglichst einheitlich zu klassifizieren und zu beschreiben.

Der allgemeinen Verständlichkeit bleibe ich bei weiteren Ausführungen dennoch an der Oberfläche - insoweit möglich, wenig mit Fachbegriffen hantierend.

Licht und Farbe - allg. physikalische, biologische und ästhetische Basics

Die physikalische Grundlage für die Farbwahrnehmung ist die elektromagnetische Strahlung. Das Auge wandelt die elektromagnetischen Wellen des Lichtes in ein Muster von Nervenimpulsen. In den Naturwissenschaften haben wir daher erkannt, wie komplex der Vorgang Sehen und Wahrnehmung ist, mit diesen Thematiken sich schon die Antike (Lichtbrechung) beschäftigte. Ein Regenbogen mit den entstehenden Farben, die durch Brechung des Sonnenlichts in den Wassertropfen entstehen, lässt sich durch die Brechungsgesetze der Optik beschreiben. Nun ist es ebenfalls auch so, dass sich Sehen nicht mit Optik allein erklären lassen kann, es ist auch eine biologische Komponente (Mensch) zu berücksichtigen. Sehsinneszellen (Photorezeptoren), mit den einzelnen Farb-Zapfen, bestimmen mit den Nervenzellen zusammen die Farbempfindlichkeit. Biologisch (medizinisch) gilt, dass Photorezeptoren vom S-Typ, die sog. Blaurezeptoren, den Blau- Violetten- Bereich empfangen. Leben ist ebenfalls - neben physikalisch und biologisch zu erfassenden Prozessen - ästhetisch interpretierbar. Ist in diesem Zusammenhang somit eine subjektiv zu bewertende Betrachtung des Individuums. Dieser Punkt ist insbesondere von Bedeutung, weil Objektbeschreibungen sich auf subjektive Wahrnehmung, verbunden mit Reflexionen, begründen. Ein Beispiel …

Durch Lichtbrechung des einfallenden Lichtes, dieses sich gegen den dunklen Zellgern der einzelnen Vogelfeder bricht, entsteht in Summe der Federn eines Vogels der Eindruck eines blauen Gefieders.

Eine einheitliche Sprache - die gemeinsame Verständigung

Wie wir aus dem täglichen Miteinander erfahrungsgemäß gelernt haben, ist neben der Wahrnehmung, diese sich nicht exakt klassifizieren lassen kann, auch eine einheitliche Sprache und Dokumentation von Zuchterfolgen notwendig. Und genau aus diesem Sachverhalt heraus, ist es mir wichtig, dass ernsthafte Züchter, hierbei nicht nur Mutationszüchter ansprechend, sich bemühen einen einheitlichen Standard zu finden und sich an diesem auch gemeinsam orientieren.

Jeder Zuchtfreund der das tut wird mit seinem Wissen und seiner Erfahrung dazu beitragen eines Tages ein umfassendes Kompendium für nachfolgende Vogelliebhaber zu schaffen. Denn mit dem richtigen fachlichen Verständnis, der zielführenden Herangehensweise und zusätzlich richtigen Dokumentation, lässt sich ein Leitfaden für alle Papageien (Psittaciformes, e.g. Wellensittich, Halsbandsittich, Schönsittich, Unzertrennliche, Rotbauchsittich, Frauenlori, ... ), Sperlingsvögel (Passeriformes, e.g. Prachtglanzstar, Kanarien, Sonnenvogel, Tropfenastrild, ...) erstellen, dieser allgemein gültig ist und jedem Vogelliebhaber eine Grundlage für seine Zucht bereitstellt.

Welche Farben sind anerkannt - Ursprung der Farbenvielfalt am Wellensittich erklärt

Die Farbenvielfalt, im Folgenden beispielsweise beim Wellensittich (Melopsittacus undulatus) erklärt, basiert auf zwei bekannten Grund-Farbreihen:

■  grüne Farbreihe, dazugehörige Farbstufen (Hellgrün bzw. Grün, Dunkelgrün = D grün = einfacher     Dunkelfaktor, Olivgrün = DD grün = doppelter Dunkelfaktor).

■  blaue Farbreihe, dazugehörige Farbstufen (Hellblau, Dunkelblau bzw. Kobalt, Violett,
    Mauve = blauer Vogel mit zwei Dunkelfaktoren, Kurzschreibweise: DD Blau)

■  violett in der Blaureihe ist am besten mit einem Dunkelfaktor erkennbar

■  es sind violett blaue- oder violett D blaue Vögel möglich

In der Literatur wird gelegentlich neben der grünen und blauen Farbreihe auch die graue Farbe erwähnt. Schlüssiger wäre, Grau in die Blau- Reihe einzuordnen.

Ich hoffe Sie sind noch dabei? ;-)

Die Ursprungsfarbe Grün (Wildform), hierzu den Wellensittich bemühend, ist eigentlich ein "Mix" aus Gelb und Blau. Was eine Erklärung liefert, warum bei Kenntnis und Anwendung der Vererbung sich überhaupt eine Blaureihe etablieren konnte. Genau diese bei Nachzuchten visuell ansprechenden Tiere bilden auch die Basis des sehr beliebten Violett.

Violett und das bereits angesprochene Grau sind eigentlich "Farbverstärker" zu den beiden Grundfarbreihen (Grün und Blau). Am ausdrucksstärksten sind Dunkelblau Violette (Dunkelblau + Violett = kräftiges, visuelles Violett). Hellblaue mit Violettfaktor können visuell wie Dunkelblaue aussehen.

Vogelzucht Wuttig ist der Ansicht, dass es rein violette Tiere nicht geben kann. Die Bezeichnung sollte mindestens Violett Blau (Hellblau Violett) lauten. Für den ersten Verständigungsvorgang arrangiere ich mich gern mit der Bezeichnung Violett.

Was bedeutet EGG und AGG beim Wellensittich

Die eingangs erwähnte Bezeichnung Gelbgesicht (GG) bzw. Gelbkopf- Mutations- Variation, ein Kennzeichen des echten Rainbows, genauer erklärend. Anerkannt sind das Europäische Gelbgesicht (EGG Typ I und EGG Typ II) und das Australische Gelbgesicht (AGG). Die Vererbung beim GG erfolgt stets dominant und kann ein- oder zweifaktorig sein. Hierbei bedeutet 1f (einfaktorig) bzw. 2f (zweifaktorig) wie stark der Gelbhauch ausfällt.

Die Kurzbezeichnungen lauten wie folgend: EGG I 1f, EGG I 2f, EGG II 1f, EGG II 2f, AGG 1f, AGG 2f

Abhängig von der Gelbgesichts- Mutation erstreckt sich die gelbe Kopffarbe auch über den Körper des Wellensittichs und ist in ihrer farblichen Intensität unterschiedlich ausgeprägt.

Rainbows verändern während der ersten Mauser (Jugendmauser) nicht selten ihre Gefiederfarbe, ein ausschlaggebender Faktor ist die vorliegende Gelbgesichts- Mutation (besonders sichtbar beim EGG Typ II).

Erfahrungsgemäß sind nicht selten Vermischungen von AGG und EGG in den Zuchtvolieren vorzufinden.

Ich wünsche viel Freude beim weiteren Surfen und stehe für Rückfragen und Tipps gern zur Verfügung.

Mit herzlich verbundenen Grüßen

Ihr Matthias Wuttig


 
Mitglied bei:

 
 
VZE e.V.
Vereinigung für Zucht und Erhaltung einheimischer und fremdländischer Vögel e.V.
Mitglieds-Nr. 48294

Vogelfreunde Bautzen e.V.
seit 1893

 


 

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